Eine Befragung von mehr als 4.500 Versicherten zeichnet ein deutliches Bild vom Wandel innerhalb der Versicherungsbranche und der Haltung ihrer Kunden. Während in der Vergangenheit vor allem Preis, Leistung und Zuverlässigkeit ausschlaggebend für die Wahl eines Versicherungsanbieters waren, rückt heute ein weiterer Faktor immer stärker in den Vordergrund: Nachhaltigkeit. Immer mehr Menschen achten darauf, ob ihr Versicherer nicht nur finanziell solide, sondern auch ökologisch und gesellschaftlich verantwortungsvoll handelt. Diese Entwicklung kommt nicht aus dem Nichts. Sie ist das Resultat einer zunehmend bewussteren Haltung in der Gesellschaft, in der viele Menschen nicht mehr bereit sind, ihr Geld in Unternehmen zu investieren, die ihren ökologischen Fußabdruck ignorieren oder gesellschaftliche Verantwortung nur als Marketinginstrument verstehen.
Interessanterweise zeigt die Befragung auch, dass diese Haltung nicht nur theoretischer Natur ist. Ein erheblicher Teil der Versicherten gibt an, bei der Wahl eines Tarifs oder Anbieters gezielt auf nachhaltige Angebote zu achten. Versicherungsprodukte, die beispielsweise Investitionen in fossile Energien ausschließen oder Projekte mit sozialem Mehrwert fördern, werden als attraktiver wahrgenommen. Für die Versicherer bedeutet das eine klare Aufforderung: Wer in Zukunft am Markt bestehen will, kann sich nicht mehr allein auf klassische Faktoren wie Tarifstruktur und Schadensabwicklung verlassen. Kunden verlangen zunehmend Transparenz darüber, wie ihr Beitrag verwendet wird, und honorieren Anbieter, die nachvollziehbar nachhaltig agieren. Dabei spielt nicht nur die ökologische Dimension eine Rolle, sondern auch die soziale und unternehmerische Verantwortung.
Besonders bemerkenswert ist, dass viele Versicherte die ESG-Bemühungen – also Maßnahmen in den Bereichen Umwelt (Environmental), Soziales (Social) und verantwortungsvolle Unternehmensführung (Governance) – bereits bewusst wahrnehmen. Das zeigt, dass die bisherigen Schritte der Branche nicht unbemerkt bleiben. Kunden registrieren, wenn Versicherer ihre Investitionspolitik ändern, interne Prozesse klimafreundlicher gestalten oder soziale Projekte unterstützen. Dieses wachsende Bewusstsein verstärkt den Druck auf jene Anbieter, die bislang noch abwarten oder sich mit vagen Versprechen begnügen. Wer heute glaubwürdig sein will, muss greifbare Taten vorweisen können: messbare CO₂-Einsparungen, klare Nachhaltigkeitsstrategien und nachvollziehbare Unternehmensführung. Lippenbekenntnisse genügen längst nicht mehr, denn die Versicherten von heute sind wachsamer und informierter als frühere Generationen.
Insgesamt offenbart die Befragung eine Entwicklung, die tiefgreifend ist und nicht mehr rückgängig gemacht werden kann. Nachhaltigkeit ist in der Versicherungswelt angekommen – nicht als modischer Trend, sondern als fester Bestandteil der Entscheidungskriterien vieler Kunden. Versicherer, die ESG ernst nehmen, gewinnen Vertrauen und langfristige Kundenbindung. Wer jedoch die Zeichen der Zeit ignoriert, riskiert, von einer wachsenden Zahl an Versicherten schlicht übergangen zu werden. In gewisser Weise kehrt damit ein Stück Verlässlichkeit zurück, das früher einmal selbstverständlich war: Kunden wollen wissen, wem sie ihr Geld anvertrauen, und sie erwarten, dass dieser Partner Verantwortung übernimmt – nicht nur für ihre Absicherung, sondern auch für die Welt, in der sie leben.
