Der Bedarf an nachhaltigem Flugzeugtreibstoff, auch bekannt als Sustainable Aviation Fuel (SAF), wird sich in den kommenden Jahren drastisch erhöhen. Dies ist nicht nur eine Folge des wachsenden Luftverkehrs, sondern auch der zunehmenden politischen und gesellschaftlichen Forderung nach umweltfreundlicheren Alternativen zu herkömmlichem Kerosin. Eine aktuelle Studie prognostiziert, dass weltweit Investitionen in Höhe von 1 bis 1,5 Billionen US-Dollar notwendig sein werden, um die Produktion und Verfügbarkeit von SAF in ausreichendem Maßstab zu gewährleisten. Diese Summe umfasst den Ausbau und die Modernisierung bestehender Raffinerien, die Entwicklung neuer Technologien zur Herstellung von Treibstoffen aus nachhaltigen Quellen sowie den Aufbau einer globalen Lieferkette, die eine flächendeckende Versorgung sicherstellt.
Europa spielt dabei eine Vorreiterrolle. Hier müssen Fluggesellschaften in den kommenden Jahren immer mehr nachhaltige Treibstoffe in ihren Tankmischungen einsetzen. Politische Vorgaben und Quoten, wie sie etwa durch die Europäische Union im Rahmen des „Fit for 55“-Pakets beschlossen wurden, zwingen Airlines dazu, sukzessive höhere Anteile an SAF beizumischen. Das Ziel dabei ist es, die Emissionen des Luftverkehrs schrittweise zu senken und gleichzeitig die Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen zu verringern. Die Herausforderung liegt jedoch nicht nur in der Beschaffung des Treibstoffs selbst, sondern auch in den enormen Kosten, die mit der Produktion und Distribution verbunden sind. SAF wird derzeit aus verschiedenen Quellen gewonnen, darunter gebrauchte Speiseöle, Abfallprodukte, Pflanzenöle und sogar synthetisch hergestellte Kraftstoffe, die mithilfe von grünem Wasserstoff und CO₂ aus der Atmosphäre produziert werden. Obwohl diese Technologien vielversprechend sind und das Potenzial haben, den CO₂-Ausstoß erheblich zu reduzieren, sind sie aktuell noch deutlich teurer als herkömmliches Kerosin. Um diese Kostenschere zu schließen, braucht es massive Investitionen in Forschung, Infrastruktur und Skalierung der Produktion.
Neben staatlichen Förderungen sind auch private Unternehmen gefragt. Fluggesellschaften, Treibstoffhersteller und Investoren müssen zusammenarbeiten, um die Marktreife von SAF schneller voranzutreiben. Einige große Airlines haben bereits langfristige Lieferverträge mit SAF-Produzenten abgeschlossen, um sich eine stabile Versorgung zu sichern und gleichzeitig den Ausbau der Produktionskapazitäten anzukurbeln. Dennoch bleibt die Unsicherheit groß, ob die geplanten Investitionen ausreichen, um die ambitionierten Klimaziele zu erreichen. Ein weiterer wichtiger Aspekt ist die Akzeptanz durch die Passagiere. Nachhaltiges Fliegen wird voraussichtlich teurer sein als herkömmliche Flugreisen, da die höheren Treibstoffkosten teilweise an die Kunden weitergegeben werden. Die Frage ist, ob Reisende bereit sind, diese Mehrkosten zu tragen, um einen Beitrag zum Klimaschutz zu leisten.
Letztlich steht die Luftfahrtindustrie vor einem gewaltigen Wandel. Die Umstellung auf nachhaltige Treibstoffe ist eine der größten Herausforderungen der kommenden Jahrzehnte – und gleichzeitig eine Chance, die Branche klimafreundlicher und zukunftsfähiger zu gestalten. Ohne massive Investitionen, klare politische Rahmenbedingungen und die Bereitschaft der Akteure, neue Wege zu gehen, wird es jedoch schwer sein, den Bedarf an SAF zu decken und die Emissionen nachhaltig zu senken.