Das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) und der Reifen- und Technologieführer Continental AG starten ein digitales Tracing-System, um eine Kautschuk-Lieferkette lückenlos elektronisch nachvollziehbar zu machen – vom Anbau in Indonesien über die Weiterverarbeitung bis zur Reifenproduktion.
Bundesentwicklungsminister Dr. Gerd Müller: „Wir brauchen ein Umdenken in der Weltwirtschaft, um Mensch und Natur besser zu schützen. Ich freue mich, dass Pioniere wie Continental demonstrieren, dass im digitalen Zeitalter soziale und ökologische Mindestkriterien entlang der Lieferkette kontrollierbar sind. Durch nachhaltige Anbaumethoden und ein digitales Rückverfolgbarkeitssystem tragen wir dazu bei, die Zerstörung der Natur zu stoppen und die Einkommen der Kleinbauern vor Ort zu verbessern.
Herr Christian Kötz, Leiter der Business-Area Tires und Mitglied des Vorstands der Continental AG, erklärte, dass die Schaffung nachhaltiger und rückverfolgbarer Lieferketten ein integraler Bestandteil der umfassenden Nachhaltigkeitsstrategie von Continental ist. Im Rahmen des mit dem BMZ erfolgreich etablierten Pilotprojektes in Indonesien sei es dem Unternehmen erstmals möglich, eine Kautschuk-Lieferkette vom Anbau über die Weiterverarbeitung bis zum Continental-Reifenwerk in Deutschland lückenlos nachzuvollziehen. „Damit sorgen wir gemeinsam für mehr Transparenz und leisten einen wesentlichen Beitrag zur Existenzsicherung der am Projekt beteiligten Kleinbauern: Unser Ziel ist es, die elektronische Rückverfolgbarkeit innerhalb unserer Naturkautschuk-Lieferketten schrittweise auszubauen und damit einen Beitrag zur weltweiten Verbesserung der Nachhaltigkeit im Naturkautschuk-Sektor zu leisten“, sagte er.
Das in Hannover ansässige Unternehmen arbeitet mit dem BMZ in der indonesischen Provinz West-Kalimantan in Borneo zusammen. Der Distrikt Kapuas Hulu verfügt über zwei Nationalparks mit ausgedehnten Naturwäldern, die von der UNESCO zum Biosphärenreservat erklärt wurden. Die Projektpartner dokumentieren alle Schritte in der Lieferkette mit einem digitalen Rückverfolgbarkeitssystem. Die 450 Kleinbauern, die bisher an der Initiative beteiligt waren, konnten für den von ihnen produzierten hochwertigen Naturkautschuk (NR) deutlich höhere Verkaufspreise als üblich erzielen – weil sie in nachhaltigem Anbau geschult sind und bessere Technologien einsetzen, etwa die Technik, die erforderlich ist, um die Bäume so zu fällen, dass möglichst viel Kautschuk gewonnen wird. Dadurch erhöhen die Kleinbauern ihre Flächenerträge deutlich und können die Bäume länger nutzen.
Laut Continental ermöglicht das digitale Rückverfolgbarkeitssystem eine detaillierte Bewertung der Produktions- und Lieferkette des Kautschuks. Die per GPS kartierten Produktionsflächen, die Rohkautschuklieferungen und die erzielten Verkaufspreise werden direkt bei der Anlieferung im Lager im System dokumentiert. Darüber hinaus prüft das System die gelieferte Rohgummimenge bezogen auf das jeweilige Produktionsgebiet. Übersteigt die gelieferte Menge die erwartete Produktionsmenge, wird dies vom System angezeigt. Auf diese Weise können die Mitarbeiter verhindern, dass Gummi aus nicht registrierten Gebieten, wie z. B. illegal abgeholzten Gebieten, in die Lieferkette gelangt.
Sowohl das BMZ als auch Continental sind Mitglieder der Globalen Plattform für nachhaltigen Naturkautschuk (Global Platform for Sustainable Natural Rubber, GPSNR). Sie wurde im März 2019 gegründet und ist ein Zusammenschluss der wichtigsten Akteure des NR-Sektors aus Wirtschaft und Zivilgesellschaft, die sich für die globale Verbesserung der Nachhaltigkeit im NR-Sektor einsetzen.