Das größte Risiko für die nachhaltige Geldanlage bleibt unter anderem Donald Trump – nicht nur wegen seiner politischen Unberechenbarkeit, sondern auch wegen seiner gezielten Ablehnung gegenüber Klimaschutz, Regulierung und internationaler Zusammenarbeit. Schon in seiner ersten Amtszeit hat Trump bewiesen, dass ihm multilaterale Abkommen wie das Pariser Klimaabkommen nichts bedeuten. Seit seinem Wiedereinzug ins Weiße Haus hat er begonnen, mühsam aufgebaute ESG-Initiativen aufzuweichen oder sogar ganz zurückzunehmen. Das betrifft nicht nur Umweltstandards, sondern auch sozial und ethisch orientierte Vorgaben für Unternehmen, die bislang als Maßstab für viele nachhaltige ETFs galten. In einem politischen Klima, das wirtschaftlichen Nationalismus und kurzfristige Wachstumsziele über ökologische Verantwortung stellt, geraten nachhaltige Anlagekriterien zwangsläufig unter Druck.
Erschwerend kommt die geopolitische Eskalation im Nahen Osten hinzu. Der beginnende Krieg zwischen Israel und dem Iran verändert die Weltlage dramatisch. Nicht nur, weil er das Risiko eines Flächenbrands in einer der rohstoffreichsten Regionen der Welt erhöht, sondern auch, weil Investoren in unsicheren Zeiten eher in klassische, als in ethisch definierte Anlageklassen flüchten. Rüstungskonzerne, Ölproduzenten und sicherheitsnahe Industrien erleben in solchen Phasen häufig einen Boom – allesamt Branchen, die in nachhaltigen ETFs aus Prinzip ausgeschlossen sind. Das stellt ESG-orientierte Fonds vor ein strukturelles Dilemma: Sie verzichten bewusst auf genau jene Titel, die kurzfristig stark profitieren könnten, während sie gleichzeitig unter Marktschwankungen und Kapitalabflüssen leiden.
Nachhaltige ETFs haben sich in den vergangenen Jahren durchaus bewährt. Ihre Performance war über längere Zeiträume solide, sie konnten mit traditionellen Indizes mithalten und teilweise sogar besser abschneiden – insbesondere, wenn Techwerte und innovative Zukunftsbranchen wie erneuerbare Energien gefragt waren. Doch in einem Umfeld aus geopolitischer Unsicherheit, steigenden Zinsen und wachsendem politischem Populismus stoßen diese Strategien an ihre Grenzen. Der Markt bevorzugt wieder Substanz statt Vision, Cashflows statt Ideale. Das bedeutet nicht das Ende der nachhaltigen Geldanlage, wohl aber eine Rückbesinnung auf die Frage, wie resilient diese Produkte in Krisenzeiten wirklich sind – und ob Anleger bereit sind, für Prinzipien auch auf Rendite zu verzichten.
Gerade in Zeiten wie diesen zeigt sich, dass nachhaltige Geldanlage keine Modeerscheinung sein darf, sondern klare Standfestigkeit braucht. Wer ESG ernst meint, darf sich weder von einem unberechenbaren US-Präsidenten noch von einem regionalen Krieg von seinen Grundsätzen abbringen lassen. Doch die Realität an den Märkten bleibt, wie sie ist: Kapital sucht Sicherheit, nicht Moral. Und solange politische Führung nicht verlässlich für Nachhaltigkeit eintritt, bleibt der ESG-Weg steinig. Umso mehr liegt es an Investoren, sich bewusst zu machen, ob sie kurzfristige Volatilität für langfristige Wirkung in Kauf nehmen wollen – denn genau das wird in den kommenden Jahren die zentrale Entscheidung sein.