Nachdem Coca-Cola Ende 2024 sein öffentlich kommuniziertes Ziel zur stärkeren Nutzung von Mehrwegverpackungen überraschend aufgegeben hatte, entbrannte eine breite gesellschaftliche Debatte. Umweltverbände, Konsumenteninitiativen und Politiker verschiedener Lager äußerten sich empört über die Kehrtwende eines Konzerns, der sich zuvor gern mit Nachhaltigkeitsversprechen ins rechte Licht gerückt hatte. Der Schritt wurde als Rückschritt gewertet, als Zeichen mangelnden Verantwortungsbewusstseins gegenüber der Umwelt und den eigenen Kundinnen und Kunden. Besonders im deutschsprachigen Raum, wo der Mehrweganteil traditionell hoch und das Pfandsystem tief verankert ist, stieß die Abkehr vom Mehrweg auf besonders scharfe Kritik. Es entstand der Eindruck, Coca-Cola ignoriere bewusst gesellschaftliche Erwartungen und den politischen Willen nach einer Kreislaufwirtschaft.
Nun, einige Monate nach dem Rückzieher, kündigt das Unternehmen erneut Maßnahmen an, die auf eine Wiederbelebung des Mehrwegkonzepts hinweisen. Diese Kehrtwende kommt nicht aus heiterem Himmel, sondern scheint eine Reaktion auf den zunehmenden öffentlichen Druck zu sein. In einer Mitteilung erklärte Coca-Cola, man habe die Kritik ernst genommen und wolle künftig den Anteil von Mehrwegverpackungen in der Produktpalette wieder deutlich erhöhen. Konkrete Maßnahmen sollen zeitnah vorgestellt werden, darunter Investitionen in regionale Abfüllanlagen und die Einführung neuer Flaschenformate, die sich besser für Mehrwegkreisläufe eignen. Auch Gespräche mit dem Handel und Kooperationspartnern seien im Gange, um eine reibungslosere Rücknahme und Wiederbefüllung der Gebinde zu gewährleisten.
Die Wendigkeit des Unternehmens in dieser Frage zeigt, dass Konzerne – trotz ihrer Größe und globalen Strukturen – nicht unempfindlich gegenüber gesellschaftlichen Erwartungen agieren können. Besonders in Ländern wie Deutschland, wo der Umgang mit Verpackungen und die Müllvermeidung schon lange Thema sind, bleibt der öffentliche Druck ein scharfes Schwert. Kunden lassen sich nicht beliebig umstimmen, wenn Prinzipien wie Nachhaltigkeit plötzlich aufgeweicht werden. Coca-Cola hat offenbar erkannt, dass Image und Markentreue in hohem Maß vom Handeln im ökologischen Bereich abhängen. Ein Lippenbekenntnis allein reicht heute nicht mehr – erwartet wird konkrete Umsetzung, sichtbarer Wandel, am besten in gewohnter und bewährter Form: nämlich mit der klassischen Glasflasche im Mehrwegkasten.
Ob es sich bei dieser erneuten Rückbesinnung auf Mehrweg um eine echte Kurskorrektur oder bloß um eine strategisch motivierte PR-Reaktion handelt, bleibt zunächst offen. Die Erfahrung lehrt, dass gerade große Konzerne oft träge agieren und ihre Ankündigungen nicht immer konsequent umsetzen. Doch der öffentliche Blick ist nun geschärft, und viele werden genau beobachten, ob den Worten Taten folgen. Langfristig wird Coca-Cola nicht umhinkommen, sich klar zu positionieren – nicht nur zum Thema Mehrweg, sondern generell zur Frage, welche Rolle ökologische Verantwortung im Konzernverständnis spielt. Die Zeit der unverbindlichen Nachhaltigkeitsfloskeln ist vorbei. Wer sich der Tradition verpflichtet fühlt, muss auch im Heute verantwortungsvoll handeln.