/Ohne Sicherheit keine Nachhaltigkeit?

Ohne Sicherheit keine Nachhaltigkeit?

Es ist an der Zeit, dass sich Finanzakteure, Unternehmen und Regierungen an einen Tisch setzen, um die Konturen einer Verteidigungsfinanzierung zu definieren. Denn eines ist klar: Ohne Sicherheit gibt es keine Nachhaltigkeit – so einfach, so grundlegend. Diese Erkenntnis ist nicht neu, sie wurde nur in den letzten Jahrzehnten verdrängt. In einer Zeit, in der wirtschaftliche Effizienz, ESG-Kriterien und Klimaziele das Handeln bestimmt haben, rückte das Grundbedürfnis nach Sicherheit in den Hintergrund. Doch die geopolitischen Entwicklungen der letzten Jahre haben die Realität zurückgebracht. Krieg in Europa, hybride Bedrohungen, Cyberangriffe auf kritische Infrastrukturen – all das zeigt: Frieden ist keine Selbstverständlichkeit, und Sicherheit kein Zustand, den man sich einmal erarbeitet und dann behalten kann. Sie muss ständig neu gesichert werden, auch mit Geld.

Finanzmärkte spielen dabei eine entscheidende Rolle. Denn ohne Kapital gibt es keine moderne Verteidigung. Panzer, Drohnen, Satellitenkommunikation, Cyberschutz – all das kostet Milliarden. Und doch scheuen sich viele Finanzakteure, sich offen zur Finanzierung von Rüstungsprojekten zu bekennen. Aus Angst vor Imageverlust oder ESG-konflikten wird das Thema oft umschifft, teilweise gar stigmatisiert. Diese Haltung ist nicht nur naiv, sie ist gefährlich. Denn ein nachhaltiges Leben – ökologisch, sozial und wirtschaftlich – ist nur möglich, wenn ein funktionierender Rechtsstaat existiert, wenn Grenzen gesichert und Demokratien verteidigt werden können. Nachhaltigkeit ohne Sicherheit ist ein Kartenhaus.

Unternehmen wiederum stehen in der Pflicht, Verantwortung nicht nur gegenüber Shareholdern, sondern auch gegenüber dem Gemeinwesen zu übernehmen. Die Verteidigungsindustrie ist nicht bloß ein Sektor unter vielen – sie ist ein Rückgrat. Wenn Unternehmen Nachhaltigkeit ernst nehmen, dürfen sie sich nicht vor dem Beitrag zur Sicherheit drücken. Dazu gehört auch, strategische Autonomie in der Industriepolitik wiederzuerlangen. Europa darf sich nicht auf Dritte verlassen, wenn es um seine eigene Verteidigungsfähigkeit geht. Wer souverän sein will, muss selbst investieren, produzieren und innovieren – und zwar mit langfristigem Horizont, nicht nur mit Blick auf Quartalszahlen.

Auch die Politik muss endlich den Mut aufbringen, Klartext zu reden. Die Finanzierung von Verteidigung darf kein Tabu sein. Es braucht klare gesetzliche Rahmenbedingungen, um Investitionen in Sicherheitsinfrastruktur zu ermöglichen und Anreize zu schaffen. Das bedeutet nicht, dass jeder Euro in Rüstung fließen soll. Aber es bedeutet, anzuerkennen, dass wir nur dann grüne Energie, faire Arbeitsbedingungen und offene Gesellschaften bewahren können, wenn wir bereit sind, sie zu verteidigen – im Ernstfall auch mit Härte. Sicherheit ist keine Nebensache, sie ist die Grundlage. Wer sie ignoriert, wird alles andere verlieren. Es ist Zeit für eine Rückbesinnung. Nicht auf Kriegstreiberei, sondern auf realistische Verantwortung.