In den vergangenen Jahren haben Privatanleger mit Investitionen in Rüstungsunternehmen beachtliche Renditen erzielt. Die Nachfrage nach militärischer Ausrüstung ist weltweit gestiegen, angetrieben durch zahlreiche Krisenherde, zunehmende geopolitische Spannungen und einen generellen Trend zur Aufrüstung. Unternehmen, die Panzer, Munition, Drohnen oder andere Verteidigungstechnologien herstellen, erleben eine regelrechte Hochkonjunktur. Für viele Investoren bedeutete das eine attraktive Gelegenheit, ihr Kapital zu vermehren – unabhängig davon, ob sie direkt in einzelne Aktien oder über Fonds und ETFs in die Rüstungsindustrie investierten.
Doch bei genauerer Betrachtung stellt sich die Frage, ob diese Gewinne moralisch vertretbar sind. Schließlich basieren sie auf Produkten, die im Kern dazu bestimmt sind, zu töten, zu verletzen oder zumindest Gewalt anzudrohen. In einer Welt, die ohnehin schon von zahlreichen Konflikten geprägt ist, wirkt es auf manche wie ein Zynismus, aus Kriegen finanziellen Profit zu schlagen. Das moralische Dilemma ist offensichtlich: Einerseits gilt die Rüstungsindustrie in vielen Ländern als notwendig, um nationale Sicherheit und Verteidigungsfähigkeit zu gewährleisten. Andererseits sind es oft dieselben Waffen, die in Angriffskriegen oder durch autoritäre Regime gegen die eigene Bevölkerung eingesetzt werden. Der ethische Diskurs rund um Rüstungsinvestitionen wird daher mit großer Leidenschaft geführt. Kritiker argumentieren, dass Anleger mitverantwortlich für die Folgen der von ihnen mitfinanzierten militärischen Aktivitäten sind – auch wenn sie keinen direkten Einfluss auf die Verwendung der Waffen haben. Befürworter hingegen verweisen darauf, dass Verteidigung auch ein legitimer Bestandteil internationaler Sicherheitspolitik ist und dass ein kompletter Ausschluss dieser Branche aus dem Investmentuniversum realitätsfern sei.
Ein Ausweg aus diesem Dilemma könnte in einem differenzierteren Investitionsansatz liegen. So gibt es beispielsweise sogenannte ESG-Investments, die Umwelt-, Sozial- und Governance-Kriterien berücksichtigen. Innerhalb dieses Rahmens versuchen einige Fonds, gezielt zwischen defensiven und offensiven Rüstungsherstellern zu unterscheiden. Unternehmen, die ausschließlich Ausrüstung für die nationale Verteidigung demokratischer Staaten liefern, könnten unter bestimmten ethischen Gesichtspunkten noch als akzeptabel gelten, während Hersteller von Landminen, Streubomben oder autonomen Tötungssystemen strikt gemieden werden.
Letztlich bleibt die Entscheidung, ob man in die Rüstungsindustrie investiert, eine persönliche. Sie hängt davon ab, wie ein Anleger seine Werte definiert und wo er ethische Grenzen zieht. In einer zunehmend komplexen Welt mit unsicheren geopolitischen Perspektiven wird diese Frage wohl nicht so bald an Relevanz verlieren. Wer sich für ethisch verantwortungsvolles Investieren interessiert, muss bereit sein, sich mit schwierigen Fragen auseinanderzusetzen – auch wenn das bedeutet, auf vermeintlich sichere Renditen zu verzichten.