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Viele Klimafonds investieren in Tech-Aktien

Ein Blick auf viele sogenannte Klimafonds zeigt ein überraschendes Bild. Anleger, die in solche Fonds investieren, erwarten häufig, dass ihr Geld in Unternehmen fließt, die sich direkt mit erneuerbaren Energien, nachhaltiger Technologie oder umweltfreundlichen Innovationen beschäftigen. Aktien von Windkraft-, Solarunternehmen oder anderen grünen Kernsektoren scheinen naheliegend. Doch die Realität sieht oft anders aus. Viele dieser Fonds, die Begriffe wie „Klima“, „Climate“ oder „Global Warming“ im Namen tragen, beinhalten primär die gleichen großen Tech-Aktien, die man auch in herkömmlichen Anlageprodukten findet. Alphabet, die Muttergesellschaft von Google, Microsoft, Nvidia und Apple gehören zu den am stärksten gewichteten Positionen in solchen Fonds.

Diese Diskrepanz wirft Fragen auf: Wie können Unternehmen, deren Hauptgeschäftsfelder nicht unmittelbar mit der Bekämpfung des Klimawandels in Verbindung stehen, eine zentrale Rolle in Klimafonds spielen? Die Antwort liegt in der Art und Weise, wie diese Fonds zusammengestellt werden. Fondsmanager stützen sich oft auf ESG-Kriterien (Umwelt, Soziales und Unternehmensführung), um ihre Auswahl zu rechtfertigen. Tech-Giganten wie Alphabet und Microsoft schneiden in diesen Bewertungen häufig gut ab. Sie setzen auf nachhaltige Energiequellen für ihre Rechenzentren, investieren in Programme zur CO₂-Reduktion oder bieten digitale Lösungen, die Effizienzgewinne in anderen Sektoren ermöglichen. Dennoch bleibt fraglich, ob diese Maßnahmen ausreichen, um als „klimarelevant“ betrachtet zu werden.

Kritiker argumentieren, dass die dominierende Präsenz solcher Tech-Unternehmen in Klimafonds eher ein Ergebnis von Profitstreben als von einem tatsächlichen Klimabeitrag ist. Große Technologieaktien sind aufgrund ihrer Stabilität, hohen Liquidität und starken Wachstumsaussichten attraktiv für Fondsmanager, was den Anteil dieser Werte in Portfolios erhöht. Gleichzeitig könnten kleinere Unternehmen aus den Bereichen Windkraft, Solarenergie oder anderer grüner Technologien unterrepräsentiert bleiben, weil sie als riskanter oder weniger lukrativ gelten.

Für den Anleger stellt sich die Frage, ob die beworbenen Fonds tatsächlich den eigenen ethischen und ökologischen Ansprüchen genügen. Die Kennzeichnung als „Klimafonds“ suggeriert ein Engagement für den Kampf gegen den Klimawandel, doch die Realität entspricht oft nicht den Erwartungen. Anleger, die wirklich einen Beitrag zur Förderung nachhaltiger Technologien leisten möchten, müssen die Fondsinhalte sorgfältig prüfen und sich über deren Zusammensetzung informieren. Alternativ könnten spezialisierte Fonds, die sich gezielt auf erneuerbare Energien oder grüne Innovationen konzentrieren, eine bessere Wahl sein.

Die Problematik verweist auf ein weiteres, strukturelles Problem: Die Begriffe „Klimafonds“ oder „nachhaltige Investments“ sind nicht einheitlich definiert. Regulierungsbehörden arbeiten zwar daran, Standards und Transparenz zu schaffen, doch bis dahin bleibt die Verantwortung bei den Investoren, kritisch zu hinterfragen, wohin ihr Geld fließt. In einer Zeit, in der die Klimakrise immer drängender wird, ist es wichtiger denn je, dass Finanzprodukte nicht nur auf dem Papier grün wirken, sondern tatsächlich einen substantiellen Beitrag zur Lösung globaler Umweltprobleme leisten.